Gesichtsschmerzen

Der Gesichtsschmerz ist grundsätzlich vom Kopfschmerz zu unterscheiden. Betroffen sind hier Stirn, Augenpartie, Wangen, Ober- und Unterkiefer – das Versorgungsgebiet des sensiblen Gesichtsnerven.

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Die beiden häufigsten Formen des Gesichtsschmerzes sind die Trigeminusneuralgie und der anhaltende idiopathische Gesichtsschmerz (atypischer Gesichtsschmerz, Trigeminusneuropathie).


Bei der austherapierten Trigeminusneuralgie kommt je nach Vortherapie und Art der Störung eine gepulste Radiofrequenztherapie oder eine periphere Nervenstimulation (PNS) in Betracht. Alternativ kann auch eine Motorcortexstimulation (MCS) sinnvoll sein; hier werden Areale der Hirnrinde stimuliert, die für das Gesicht zuständig sind.


Patienten mit Trigeminusneuropathie kann in Einzelfällen ebenfalls mit den Mitteln der Neuromodulation geholfen werden.


Trigeminusneuralgie


Bei einer Trigeminusneuralgie kommt es zu plötzlich einschießenden, nur Sekunden andauernden, elektrisierenden Schmerzen in einem oder zwei benachbarten Ästen des Nervus trigeminus (Gesichtsnerv mit drei Endästen).  Die Attacken können spontan auftreten oder beim Kauen, Sprechen,  Zähneputzen oder durch Temperaturreize wie Windzug ausgelöst werden. Eine Trigeminusneuralgie tritt häufiger im Winter als im Sommer auf und kann sich auch in kurzen Abständen wiederholen und auch wieder verschwinden. Häufigste Ursache einer Trigeminusneuralgie ist ein im Bereich des Hirnstammes gelegenes Gefäß, das Druck und Pulsation zu einer Schädigung des Nerven am Austritt aus dem Hirnstamm verursacht. Eine Entzündung im Bereich einer Zahnwurzel kann zu ähnlich elektrisierenden Schmerzen führen wie bei einer Trigeminusneuralgie. Eine zahnärztliche Untersuchung und gegebenenfalls eine Röntgenaufnahme der Zähne gehört ebenso zur Abklärung wie eine spezielle Kernspintomographie des Kopfes.  Die Krankheit kann durchaus auch bei Kindern und jungen Erwachsenen auftreten, hier ist vor allem eine Entzündung des Nervensystems wie z.B. eine Multiple Sklerose abzuklären.


Die Behandlung der Trigeminusneuralgie erfolgt in erster Linie mit Medikamenten, die sonst zur Behandlung von Krampfanfällen eingesetzt werden. Hierbei handelt es sich um Medikamente, die zu einer Verminderung der „Reizbarkeit“ des Nerven führen. Für Patienten, die auf die medikamentöse Behandlung unzureichend ansprechen, stehen auch operative Eingriffe zur Verfügung. Durchgeführt werden kann ein Eingriff im Bereich des Gefäß-Nerven-Austritts aus dem Hirnstamm. Hier wird dann operativ ein Teflonpolster zwischen Gefäß und Nerv eingelegt, um den Nerven zu schützen (Operation nach Jannetta). Dieser Eingriff hat eine sehr gute Ansprechrate. Darüber hinaus bestehen destruktive (zerstörende) Therapieoptionen wie die Erhitzung (Thermokoagulation) im Bereich des Nervenknotens (Ganglion trigeminale). Auch diese Verfahren sind gut wirksam. Nach einigen Jahren kommt es hier jedoch häufiger zur Wiederkehr der Beschwerden.


Aus dem Bereich der Neuromodulation besteht je nach Vortherapie und Art der Störung die Möglichkeit einer Stimulation des Nerven (PNS) oder die Möglichkeit einer minimalinvasiven Hirnstimulation über die Motorcortexstimulation (MCS), bei der die Areale der Hirnrinde stimuliert werden, die für das Gesicht zuständig sind.


Atypischer Gesichtsschmerz


Die genauen Ursachen des atypischen Gesichtsschmerzes sind nicht bekannt. Vom atypischen Gesichtsschmerz sind Frauen häufiger betroffen als Männer. Es handelt sich überwiegend um eine Erkrankung des mittleren und höheren Lebensalters. Die Schmerzen sind im Gesicht häufig im Bereich des Oberkiefers oder unterhalb des Auges zu finden. Typischerweise können die Betroffenen keine ganz exakte räumliche Zuordnung des Schmerzes angeben bzw. werden die Beschwerden als etwas wechselnd in ihrer räumlichen Ausdehnung angegeben. Es handelt sich meist um einen dumpfen, drückenden und in der Tiefe nicht genau einzugrenzenden Schmerz. In aller Regel ist das Berührungsempfinden im Gesicht ungestört. Gelegentlich besteht eine Überempfindlichkeit im betroffenen Schmerzbereich. Da der Schmerz in der Tiefe und dumpf lokalisiert ist, suchen die Betroffenen häufig Hals-Nasen-Ohren- und Zahnärzte auf. Nicht selten werden Zähne gezogen (Zahnextraktionen), zahnärztlichen Restaurationsarbeiten oder HNO-ärztliche Eingriffen an den Nasennebenhöhlen durchgeführt. In aller Regel ist hierdurch keine Verbesserung der Symptomatik zu erreichen. Frustration über erfolglose Ursachensuche und fehlgeschlagene Behandlungen, die mit Schmerzen und Kosten einhergehen, führen häufig dazu, dass die Patienten ratlos, mutlos oder depressiv verstimmt werden.


Häufig handelt es sich bei den Patienten mit atypischem Gesichtsschmerz um Betroffene, deren Erkrankung über Jahre chronifiziert ist, so dass es schwierig sein kann, auch mit einem multimodalen Behandlungsprogramm erfolgreich zu sein. Sinnvoll ist die Kombination aus medikamentöser Therapie, Entspannungsverfahren (z.B. progressive Muskelrelaxation nach Jakobson) und Ausdauersport sowie eine gezielte psychotherapeutische Mitbetreuung.


In Einzelfällen kann mit strikter Indikationsstellung und Selektion auch diesen Patienten mit den Mitteln der Neuromodulation geholfen werden, wobei Stimulationsverfahren am Trigeminusnerv und des Gehirns (DBS, MCS) zu Einsatz kommen.