Kopfschmerzen

Die Internationale Kopfschmerzgesellschaft unterscheidet mehr als 200 verschiedene Arten von Kopfschmerzen. Bei chronischen Kopfschmerzen sind die Migräne und der Spannungskopfschmerz am häufigsten.

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Spannungskopfschmerz ist chronisch, wenn er an mindestens 180 Tagen im Jahr vorhanden ist. Dies trifft bei 2–3 % der Bevölkerung zu. Weitere 7% der Männer und 13% der Frauen leiden periodisch unter Migräne. Bei schweren Verlaufsformen führen wöchentliche oder sogar tägliche Attacken zum Verlust der Alltagskompetenz.


Die Neuromodulation bei Patienten mit chronischen Kopfschmerzen


Wenn trotz Ausschöpfung herkömmliche Behandlungsmethoden weiterhin ein nicht ertragbares Beschwerdeniveau vorhanden ist, kommt in der Neuromodulation eine periphere Stimulation der Hinterhauptsnerven in Frage – die sogenannte Occipitalnervenstimulation (ONS).


Auch Patienten mit Clusterkopfschmerzen können von dieser Therapie profitieren. Für sie kommen zudem die Rückenmarkstimulation an der Halswirbelsäule oder die Tiefe Hirnstimulation (DBS) in Betracht.


Spannungskopfschmerz


Der Spannungskopfschmerz wird vom Patienten oft wie ein Ring, ein Eisenband um den Kopf herum beschrieben. Oft wird der Schwerpunkt der Schmerzen am Hinterkopf berichtet. Auslöser oder Verstärker können Stress, aber auch fieberhafte Infekte sein. Er kann bereits im Kindesalter auftreten, fällt meist im zweiten bis dritten Lebensjahrzehnt auf. Es besteht eine Häufung bei Patienten mit chronischen Wirbelsäulenbeschwerden vor allem der Halswirbelsäule.


Eine spezifische Behandlung von Spannungskopfschmerz gibt es nicht. Die gegenwärtige Behandlungsstrategie unterscheidet die Behandlung der einzelnen Attacke und die Prophylaxe weiterer Attacken.


Um dem Spannungskopfschmerz vorzubeugen sind zunächst Auslösemechanismen (Trigger) zu erkennen und zu beseitigen. Hierzu gehören insbesondere psychischer Stress und Angst.
Neben Schmerzmedikamenten kann der Einsatz eines Entspannungsverfahrens, der Progressiven Muskelrelaxation nach Jacobson (PMR) oder des Autogenen Trainings zur Schmerzlinderung führen. Diese Verfahren müssen erlernt und regelmäßig angewendet werden.


Ein besonderes Problem der Schmerzmittel stellt bei Kopfschmerzpatienten der sogenannte analgetikainduzierte Dauerkopfschmerz dar. Bei regelmäßiger Einnahme von Schmerzmitteln (Analgetika) können die Medikamente zu einem Dauerkopfschmerz führen.


Wichtig ist das Führen eines Kopfschmerzkalenders. Mit einem solchen Kalender ist die Zahl und Art der Kopfschmerzattacken sicher zu ermitteln. U.U. lassen sich Auslösemechanismen ermitteln, deren gezielte Vermeidung zu einer Schmerzlinderung beitragen kann.


Eine erfolgversprechende Therapieoption ist Ausdauersport. Sinnvoll kann darüber hinaus ein spezielles Stressbewältigungstraining sein. Ein regelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus kann zu einer Besserung der Schmerzerkrankung beitragen.


Die periphere Stimulation der im Nacken gelegenen Hinterhauptsnerven ist ein neues implantatgestütztes Therapieverfahren. In unserer Praxis wird die Eignung für diese Therapie mit Hilfe eines wiederholt angewendeten Testverfahrens (perkutane neurale Stimulation) geprüft. Voraussetzung ist die wie bei allen anderen invasiven Therapieoptionen das fehlende Ansprechen auf konservative Behandlungen.


Chronische Migräne


Die Migräne ist gekennzeichnet durch meist einseitige, seltener beidseitige Kopfschmerzen von pochendem Charakter und heftiger Intensität. Oft wird eine Ausbreitung vom Nacken über die Schläfen bis zur Stirn oder darüber hinaus bis zum Auge berichtet. Bei 10% aller Betroffenen kommt es 10 bis 20 Minuten vor Auftreten des Migräne-Kopfschmerzes zu Reiz- und Ausfallserscheinungen, die als Aura bezeichnet werden. Sehstörungen, Gefühlsstörungen, Schwindel, Lähmungserscheinungen und Sprachstörungen können in diesem Rahmen auftreten. Mit dem Abklingen der Aura-Symptome tritt charakteristischerweise der Kopfschmerz auf. Begleiterscheinungen des Kopfschmerzes sind Übelkeit und Erbrechen. Licht- und Lärmempfindlichkeit sind häufig. Geringe körperliche Aktivitäten erzeugen regelhaft eine Schmerzverstärkung.  Der Rückzug in ein dunkles Zimmer und körperliche Schonung sind deshalb für die meisten Patienten unerlässlich. Eine Migräneattacke hält in der Regel einen Tag an.


Über die Entstehung der Migräne gibt es verschiedene Theorien. Die genaue Ursache ist weiterhin Gegenstand der Forschung und letztlich nicht geklärt. Da häufig bei Migränepatienten mehrere Mitglieder einer Familie betroffen sind, spielen genetische oder Erbfaktoren mit hoher Wahrscheinlichkeit eine wichtige Rolle. Stress, Schlafmangel, grelles Licht, körperliche Belastung, Nikotin, Alkohol, hormonelle Schwankungen oder Nahrungsmittel wie Schokolade, Rotwein und bestimmte Käsesorten können Auslöser der Migräne sein.


Eine genaue Schmerzanamnese und die neurologische Untersuchung bildet die Grundlage für die Diagnose der Migräne. Eine Kernspintomographie des Schädels und Hirnstrommessungen kommen in Frage um andere Kopfschmerzursachen abzuklären.


Die herkömmliche Behandlung der Migräne stützt sich auf die Prophylaxe, d.h. auf die Kontrolle und Vermeidung auslösender Faktoren sowie auf die Schmerztherapie der Migräneattacke. Neben herkömmlichen Schmerzmedikamenten stehen zur Behandlung zwei spezifischere Migränemedikamente zur Verfügung. Triptane und Mutterkornalkaloide sind jedoch aufgrund ihres schweren Nebenwirkungsspektrums in der Anwendungshäufigkeit beschränkt und dürfen nicht kombiniert werden.


Allgemeine Maßnahmen, die in der Behandlung eines jeden chronischen Schmerzzustandes positive Effekte haben können, sind das Erlernen von Schmerz- und Stressbewältigungsstrategien. Im Fall der Migräne wird u.U. durch Ausdauersport wie Joggen oder Schwimmen eine Absenkung der Attackenfrequenz erreicht.


Medikamente mit vorbeugender oder unterstützender Wirkung können Betablocker, Kalzium-Antagonisten, Valproinsäure, Acetylsalicylsäure, Gabapentin oder Amitriptylin sein.


Die Stimulation der Hinterhauptsnerven (ONS) ist eine neue Therapiemethode für schwer und schwerst-betroffene Patienten mit chronischer Migräne.


Clusterkopfschmerz


Der Cluster-Kopfschmerz oder auch Bing-Horton-Neuralgie ist eine seltene Kopfschmerzerkrankung. Die Bezeichnung Cluster beschreibt das periodische oder saisonale Auftreten gefolgt von Monate bis Jahre andauernden beschwerdefreien Intervallen. Typisch für den Clusterkopfschmerz sind streng einseitige und in Attacken auftretende extreme Schmerzen im Bereich von Schläfe und Auge mit unerträglich reißendem, bohrendem, manchmal brennendem Schmerzcharakter.  Die Attacken können  15 bis 180 Minuten andauern. Typisch ist das Auftreten aus dem Schlaf heraus. Die Schmerzattacken gehen häufig einher mit einseitiger Rötung des Auges, Augentränen, Lidschwellung, Pupillenverengung, einem hängenden Augenlid, einer verstopften Nase und körperlicher Unruhe und Aggitiertheit. Das Schmerzverhalten des Betroffenen unterscheidet sich deutlich von der Migräne.


Von der episodischen Verlaufsform mit u.U. mehrjährigen Pausen ist die chronische Verlaufsform zu unterscheiden, die häufig keine oder nur sehr kurz andauernde Remissionen bietet.


Die Ursachen des Cluster-Kopfschmerzes sind nicht geklärt. Man vermutet, dass der Schmerzschrittmacher der Erkrankung im Hypothalamus liegt. Dies ist eine Region in der Tiefe des Gehirns, welche hormonelle Regelkreise und z.B. auch den Schlaf-Wach-Rhythmus steuert.  


Wie bei der Migräne bilden eine genaue Schmerzanamnese und die neurologische Untersuchung die Grundlage für die Diagnose. Spezifische Laboruntersuchungen stehen nicht zur Verfügung. Die Bildgebung dient dem Ausschluss anderer Kopfschmerzursachen wie Entzündungen, Tumore oder Fehlbildungen.


Cluster-Kopfschmerz ist eine Erkrankung, die nicht heilbar ist. Therapieoptionen um das Leiden zu lindern sind Verapamil (Kalzium-Antagonist) als Vorbeugung, hochkonzentrierter Sauerstoff, Sumatriptan (Migränemedikament, gespritzt oder als Nasenspray) oder intranasales Lidocain (in die Nase gesprühtes lokales Betäubungsmittel) zur Behandlung der Attacke.


Aus dem Therapiespektrum der Neuromodulation können die Stimulation der Hinterhauptsnerven (ONS), die Stimulation des Rückenmarks der Halswirbelsäule und die Tiefe Hirnstimulation (DBS) bei der Behandlung des Clusterkopfschmerzes eingesetzt werden.