Nerven, die aus dem Gehirn und dem Rückenmark austreten und die Muskeln und die Haut versorgen werden als peripheres Nervensystem zusammengefasst. Neben der Bewegung der Muskeln werden über das periphere Nervensystem auch Schmerz-, Berührungs- und Temperaturempfinden an das Gehirn weitergeleitet. Schädigung dieser Nerven durch Erkrankungen und / oder Verletzungen können im Verlauf zu Schmerzen, Taubheitsgefühlen und Lähmung in den vom betroffenen Nerven versorgten Hautarealen und Muskeln führen.
Nerven müssen teilweise auf dem Weg zu ihrer Zielregion (Muskel- und Hautareale) anatomische Engstellen durchlaufen. Diese Engstellen können im Laufe der Zeit so eng werden, dass der entsprechende Nerv stark eingeengt wird. Es kann zu Schmerzen und Kribbelmissempfindungen, im Verlauf zu Taubheitsgefühlen und Lähmungen kommen.
Sind die Beschwerden trotz konservativer Therapieversuche nicht zu lindern oder treten mit der Zeit Taubheitsgefühle oder sogar Lähmungserscheinungen auf, sollte eine operative Therapie in Erwägung gezogen werden. Eine Operation hat zum Ziel die Einengung zu beseitigen und dem Nerven wieder genügend Platz zu schaffen.
Dieses recht häufige Erkrankungsbild wird durch eine Einengung des Nervus medianus (Mittelnerven) der Hand am Handgelenk ausgelöst. Ursächlich kann eine Schilddrüsenerkrankungen, Diabetes mellitus, Schwangerschaft und rheumatische Erkrankungen sein, in vielen Fällen ist die Ursache allerdings nicht bekannt.
Häufig treten die Beschwerden in der Nacht in Form von schmerzhaften Missempfindungen in der Hand auf, die zu Schlafunterbrechungen führen. Handbewegungen und Ausschütteln können diese Symptome vorübergehend lindern. Später kommen Taubheitsgefühle der Handinnenfläche und Schwächegefühle in der betroffenen Hand hinzu. Sollte die Einengung lange Zeit über bestehen kann es zu einem Untergang der Daumenballenmuskulatur kommen. Das Bewegungsaussmaß des Daumes kann hierdurch abgeschwächt oder sogar unmöglich werden. Neben den typischen klinischen Zeichen, wird die Diagnose meist durch eine elektrische Messung der Nerven gesichert (Elektorphysiologie).
Bei nur leichten Symptomen sollte zunächst immer eine konservative Therapie versucht werden. Das Tragen einer Handgelenksschiene während der Nacht kann die schmerzhaften Missempfindungen lindern und damit den gestörten Schlaf wieder gewährleisten. Alternativ kann über eine örtliche Injektion mit Medikamenten eine Abschwellung des Gewebes herbeigeführt werden, was die Symptome lindern kann.
Sind die konservativen Therapiemaßnahmen nicht zielführend und / oder die Symptome trotzdem zunehmend, sollte eine operative Entlastung in Erwägung gezogen werden.
Hierbei wird in örtlicher Betäubung das Dach des Karpaltunnels (ein derbes Bindegewebe) unter dem der Nervus medianus hindurchzieht, während eines ambulanten Besuches gespalten. Dadurch erhält der Nerv wieder mehr Platz, was zu einer Linderung der Symptome führen sollte.
In diesem Fall wird der Nervus ulnaris (Ellennerv) in seinem Verlauf an der Innenseite des Ellenbogens und dem oberen Unterarm durch Kompression geschädigt. Mehrere gängige Synonyme für diese Erkrankung sind in Gebrauch wie Sulcus-ulnaris-Syndrom, Kubitaltunnelsyndrom, Ulnarisrinnensyndrom, Ulnarisneuropathie am Ellenbogen.
Typische Symptome sind Taubheit und teils auch Schmerzen im Bereich des kleinen Fingers, des halben Ringfingers sowie der angrenzenden Handkante. Teilweise wird dies begleitet von ziehenden Schmerzen an Unterarm und Ellenbogen. Schreitet die Erkrankung voran kann es zu einer Schwäche der Hand- und Fingermuskulatur kommen. Dies führt im weiteren Verlauf zu einer Schwäche beim Greifen und bei feinen Tätigkeiten mit der betroffenen Hand. Eine ausführliche Anamnese lässt häufig bereits den Verdacht auf ein Kubitaltunnelsyndrom aufkommen. Dies wird gefolgt von einer unabdingbaren elektrischen Nervenuntersuchung.
Schonung des Arms und Polsterung des Ellenbogens stellen die erste Therapieform dar. Führt dies nicht zu einer Besserung der Beschwerden ist ein operatives Vorgehen der nächste Schritt. Ziel der operativen Behandlung ist die Druckentlastung des Ellennervs am Ellenbogen, da der Nerv hier durch eine knöcherne Rinne zeiht, die von einer derben Haut überdacht ist.
Über einen kurzen Hautschnitt an der Innenseite des Ellenbogens wird die derbe Haut über der Knochenrinne gespalten und der Nerv vorsichtig in seinem Bett von einengenden Bindegewebszügen befreit. In seltenen Fällen kann es nötig werden, den Ellennerv auf die Beugeseite der Ellenbeuge zu verlagern. Die Operation kann in örtlicher Betäubung oder auch in Vollnarkose durchgeführt werden.
Ähnlich wie beim Kubitaltunnelsyndrom beruht das Tarsaltunnelsyndrom auf einer Kompression des Nervus tibialis (Schienbeinnerv) in seinem Verlauf am Sprunggelenk. Hinter dem Innenknöchel verläuft der Nerv in einer Knochenrinne, die von einem straffen Band überdacht wird. Als Folge einer Verletzungen an Fuß oder Sprunggelenk oder bei entzündlichen Gelenkveränderungen aber auch ohne erkennbaren Ursachen kann es in diesem „Tunnel“ (dem Tarsaltunnel) zu eng für den Nerv werden. Der auf den Nerv ausgeübte Druck kann zu teilweise starken Beschwerden führen
Häufige Symptome sind Kribbeln, Taubheitsgefühle und Schmerzen im Bereich der vorderen 2/3 der Fußsohle. Laufen kann die Beschwerden verstärken, sie können aber auch in Ruhe auftreten. Die Region um den inneren Knöchel ist häufig druckschmerzhaft. Ist der Druck auf den Nervus tibitals lanhganhaltend zu hoch kannes im Verlauf zu einer Schwäche einiger Fußmuskeln kommen. Dies kann bis zur Schwächung der Zehenspreizung führen bis hin zur Abnahme der Muskelmassen (Athrophie) an der Fußsohle. Neben einer ausführlichen Anamnese und körperlichen Untersuchung folgt auch hier immer eine Messung der elektrischen Nervenleitung.
Besteht das Beschwerdebild unverändert über einen längeren Zeitraum und/oder zeigen sich erste Anzeichen einer Muskelschwäche und/oder Volumenabnahme der Muskeln sollten man an eine operative Versorgung denken. Hierbei wird über einen bogenförmigen Hautschnitt hinter dem Innenknöchel das derbe Band, welches das Dach des Tarsaltunnels bildet, gespalten. Der Nerv gewinnt wieder mehr Platz und der Druck wird genommen. Der Eingriff wird in der Regel in örtlicher Betäubung durchgeführt, eine Vollnarkose ist aber möglich.
Die Erfolgsaussichten einer operativen Entlastung sind abhängig von Dauer und Ausprägungsausmaß der Beschwerden. Der zu erwartende individuelle klinische Verlauf und die möglichen Komplikationen eines solchen Eingriffes werden zuvor immer in einem ausführlichen Gespräch erörtert.
In seltenen Fällen führt der permanente Druck, z. B. durch ein Ganglion oder einen Schleimbeutel, zu einer Irritation eines Zehennervs. Eine schmerzhafte narbige Verdickung des Nervs kann die Folge sein. Ein zu enges Schuhwerk und körperlicher über-Belastung können die Beschwerden verstärken. Häufig werden die Schmerzen von Missempfindungen und Taubheitsgefühlen in ein oder zwei Zehen begleitet.
Zu enges Schuhwerk sowie hohe körperliche Belastung sollte als erstes vermieden werden. Sollten die Beschwerden weiterhin bestehen kann der entsprechende Nerv über einen kleinen Hautschnitt entweder entlastet oder in manchen Fällen sogar teilentfernt werden. Nach einer solchen Teilentfernung des Nervs kommt es in der Regel zu einem umschriebenen Taubheitsgefühl am Fuß, welches allerdings in der Regel gut toleriert wird.
Hierbei handelt es sich um meist brennende Missempfindungen, teilweise begleitet von Taubheitsgefühlen, an der Oberschenkelaußenseite. In schwerwiegenderen Fällen können die Symptome so stark sein, dass auch leichte Kleidungsstücke auf der Haut nicht toleriert werden und das Sitzen zu einer Schmerzzunahme führt. Man geht davon aus, dass eine Einengung des hier verlaufenden Hautnervs (Nervus cutaneus femoris lateralis) im Durchzug durch das Leistenband die Beschwerden verursacht. Neben der klinischen Symptomatik kann eine elektrophysiologische Untersuchung die Diagnose erhärten.
Enge Kleidungsstücke und Gürtel sollten, sofern diese Beschwerden auslösen, vermieden werden. Liegt eine Übergewichtigkeit vor, kommt es häufig unter Gewichtsreduktion bereits zur einer Beschwerdelinderung.
Eine örtliche Medikamenteninjektion kann die Beschwerden, zumindest zeitweise vermindern. Sollten die Beschwerden trotz dieser Maßnahmen weiterhin bestehen und die Lebensqualität einschränken ist eine Operation möglich. Ziel der Operation ist es das Austrittsloch unterhalb des Leistenbanden, durch das der Hautnerv zieht, zu erweitern. Durch die Befreiung des Nervs sollten die Symptome zurückgehen. Der Eingriff kann in Lokalanästhesie oder in Vollnarkose durchgeführt werden.